Piter Poel
von Hans-Werner Engels
Poel, Piter (Peter), * 17.6.1760 Archangel, gest. 3.10.1837 Altona; luth.; Diplomat, Verleger, Schriftsteller, Privatgelehrter.
Als die aus Holland stammende Kaufmannsfamilie aus Archangel 1762 nach Hamburg übersiedelte, erhielt Piter Poel an Privatschulen die erste Ausbildung. Zusammen mit seiner Schwester Magdalena, der späteren Freundin Caspar Voghts, besuchte er nach dem Tod der Mutter ein französisches Mädchenpensionat. Auf Wunsch des Vaters lernte er ab 1776 in einem Handlungshaus in Bordeaux den Kaufmannsberuf. Seit 1778 wohnte er in Genf und studierte dann in Göttingen von 1780-83 die Rechte, insbesondere Staatswissenschaften und Geschichte, um sich auf die diplomatische Laufbahn vorzubereiten. Kurze Zeit war er im russischen Staatsdienst tätig und reiste dann nach Stockholm.
Seit 1785 lebte er in Hamburg und wurde ein enger Freund Caspar Voghts, den er im Frühjahr 1786 auf einer Geschäftsreise nach Paris und London begleitete und mit dem Poel bis zu seinem Lebensende freundschaftlich verbunden blieb. Voght Beziehungen verdankte Poel das Privileg, den Altonaer Merkur herauszugeben. Durch die Bekanntschaft mit Voght, wurde er Mitglied des Kreises um den Arzt Johann Albert Heinrich Reimarus und den Kaufmann Georg Heinrich Sieveking. 1787 heiratete er Friedericke Elisabeth Büsch, eine Tochter des Gründers der Handlungsakademie Johann Georg Büsch. Es wurde eine glückliche Ehe. 1793 kaufte Piter Poel zusammen mit Georg Heinrich Sieveking und dem Kaufmann Conrad Johann Matthießen ein Landhaus in Neumühlen bei Altona. Der Sommersitz an der Elbe entwickelte sich zu einem weit über Hamburg hinaus bedeutenden Treffpunkt einer weltoffenen, gebildeten und vermögenden Elite. Auch nach dem Tode Sievekings 1799 gehörte er zum Kern des Neumühlener Kreises, der bis zum Verkauf des Hauses in Neumühlen 1811 ein gesellschaftlicher Mittelpunkt blieb. Wenn Poel auch nicht so bekannt wurde, wie andere Persönlichkeiten des Zirkels, so galt er doch durch den Zauber seines Wesens als Seele dieser Gemeinschaft.
Der politisch interessierte Gelehrte begeisterte sich für die Französische Revolution und wurde Sekretär eines Vereins zu Unterstützung armer Emigranten, der in seinem Hause auf der "Großen Freiheit" tagte.
Seit 1795 gab er zusammen mit dem Musiker Johann Friedrich Reichardt und dem nach Paris übergesiedelten Professor Carl Friedrich Cramer die politische Zeitschrift "Frankreich. Aus den Briefen Deutscher Männer in Paris" (1795-1805) heraus. Die informative Monatsschrift war eine der erfolgreichsten uns wichtigsten Periodika, die über die politischen Ereignisse des Nachbarlandes berichtete. Aus Enttäuschung über politische Entwicklung in Frankreich und über die Machtpolitik Napoleons stellte Poel ihr Erscheinen ein.
1815 veröffentlichte er die Schrift"Hamburgs Bürger im Frühjahr 1813". Ab 1816 verbrachte Poel die Sommermonate auf dem Landbesitz seines Freundes Voght. Zu seinen engsten Freunden zählte damals der dänische Diplomat Johann Georg Rist. Zusammen mit ihm engagierte sich Piter Poel in der Schleswig-Holsteinischen patriotischen Gesellschaft für das Armenwesen. 1819 erschien seine Schrift " Über Sparbanken", die mit dazu beitrug, dass einige neue Sparkassen gegründet wurden. Nach dem Tode seiner Frau 1821 begann er 1824 seine Memoiren niederzuschreiben. Einen Teil dieser sehr umfangreichen Biographie, die ungedruckten "Erinnerungen aus meinem Leben" veröffentlichte er als "Erinnerungen eines Greises" seit 1835 im Altonaischen Merkur. Sie umfasst allerdings nur seine Erlebnisse bis 1785. In Hamm-Nord erinnert seit 1929 der Poelsweg an ihn.
Werke: Erinnerungen eines Greises, in: Altonaischer Mercurius 1835- 1837; ( G. Poel ),
Bilder aus vergangener Zeit nach Mittheilungen aus großentheils ungedruckten Familienpapieren. Erster Theil 1760-1787. Hamburg 1884.
Literatur: ADB 53; SHBL 3; Lübker/Schröder Bd. 2; Alberti 2, Böning, Bd. 2; Holger Böning, Periodische Presse. Kommunikation und Aufklärung.
Hamburg und Altona als Beispiel.
Bremen 2002.