Brief der Maria v. Borries an Elisabeth Poel
Sehr verehrte Frau Mein Sohn schrieb mir das Beifolgende in seinen Briefen kürzlich und bat mich, Ihnen oder Ihren Schwiegereltern davon zu erzählen; da ich nun hörte, daß Sie gerade in Lübeck sind, darf ich es Ihnen wohl zusenden.
Sie haben ja gewiß schon unendlich viel und oft von dem Heldenmut Ihres Herrn Gemahls gehört, aber es wird Fritz eine Freude sein, Ihnen dieses mitteilen zu dürfen.
Der Lt. von Borke steht im Rgt. 162 und ist jetzt mit meinem Sohn zusammen in Halberstadt, bei der Fliegerabteilung.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre sehr ergebene
Maria v. Borries
den 18. Oktober 1915
Aus Fritzens Brief / 8. Oktober
Als ich von Borke gestern meine Bilder zeigte,
bat er um die Fotografie vom Grab des Hptm. Poel ;
damals in den ersten Oktobertagen
sei er so schneidig mit seiner Batterie aufgefahren,
so erzählte mir Borke und habe so die Infanterie herausgehauen;
er wußte auch, daß er damals gefallen sei.
12. Oktober
Mit Borke sprach ich noch einmal über Hptm. Poel.
Er erzählte, daß am 3. Oktober abends Beuvraignes gestürmt worden sei.
Vordem Sturm, etwa gegen 7 Uhr seien C. / westlich?/ von Beuvraignes
die Geschütze des Hptm. Poel etwa 100 m hinter der Schützenlinie aufgefahren
und in Lauerstellung gegangen
und hätten von dort mit außerordentlicher Schneidigkeit das Feuer eröffnet.
Beuvraignes
Hptm.- Poel sei gefallen durch 5 Infanterieschüsse.
Ein Artillerieoffizier durch Infanteriefeuer!
Das kennzeichnet die Kühnheit und Schneidigkeit des Unternehmens.
Wann die Infanterie zum Sturm angesetzt ist, weiß ich nicht.
Jedenfalls ist an dem Abend noch, um 11 Uhr nachts,
der Ort in deutschen Besitz gekommen.
Das Regiment, das Blenor gestürmt hat, ist Res. Regt. 84 gewesen.